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Das war der Parlamentsausflug

23. März 2025
Parlamentspräsident Simon Binder gewährte dem Stadtparlament Einblicke in einer seiner Wirkungsstätten: Dem Lindauer Strickhof.

KENNEN SIE DEN STRICKHOF?

Für Nicht-Kenner: Nein, der Ort hat nichts mit Stricken zu tun!

Auf Gebiet der Nachbarsgemeinde Lindau erstreckt sich auf einem weitläufigen Gelände von über 200 ha das Schweizer Kompetenzzentrum für Agrar-, Lebensmittel- und Hauswirtschaft im Kanton Zürich. Das Ausbildungs- und Dienstleistungszentrum bietet interdisziplinäre Grund- und Weiterbildungen sowie auf Unternehmen ausgerichtete Dienstleistungen in den Bereichen Landwirtschaft, Hortikultur, Tierberufe, Lebensmitteltechnologie, Facilitymanagement, Hauswirtschaft und Gesundheit. Einen grossen Teil der zur Verfügung stehenden Ressourcen stellt das Zentrum auch der Forschung zur Verfügung und arbeitet dabei u.a. mit praxisnahmen Versuchsanlagen eng mit der ETH und der Universität Zürich zusammen.

 

BODENSTÄNDIGE «CLASSE POLITIQUE»

Genug der Werbung - Ort des Geschehens: Bahnhof Effretikon, Freitag, 21. März, 13.40 Uhr, Buskante E: Mitglieder des Stadtparlamentes und des Stadtrates Illnau-Effretikon drängen sich in den Bus, Kurs-Nr. 657, Richtung Winterberg. Zuvor wurden sie von Parlamentspräsident Simon Binder begrüsst, und zwar zum diesjährigen Parlamentsausflug. Da klingt was von Schulreise und «Bundesrats»-Reisli mit - ist aber halt doch anders.

«Herzlich willkommen!», begrüsste Simon Binder seine Kolleginnen und Kollegen, die sich quer durch alle Fraktionen am Effretiker Bahnhof eingefunden hatten. «Wie Sie wissen, bin ich ein stolzes Landkind», näherte sich der Parlamentspräsident mindestens in seinen Ausführungen dem Bestimmungsort. «Ich möchte Ihnen heute einen Einblick in einen Teil meiner beruflichen Wirkungsstätte geben. In der Antrittsrede meines Präsidialjahres appellierte ich an die drei Tugenden der Diskussionskultur, Kompromissbereitschaft und Kollegialität. Tatsächlich spielen bei mir diese Werte nicht nur in der Politik, sondern auch in meinem beruflichen Umfeld als Landwirt und Agronom eine wesentliche Rolle. In kaum einer Branche möchten mehr Anspruchsgruppen mitreden, kaum ein Entscheid ist hier frei von Zielkonflikten und in kaum einem anderen Beruf ist man als Einzelkämpfer so schnell auf verlorenem Posten.

Und genau hier setzt die Mission des Strickhofs an: Als praxisnahes Kompetenzzentrum für nachhaltige Ernährungssysteme betreuen wir an acht Standorten in der Schweiz jährlich rund 4'500 Lernende, bewirtschaften für Versuche und Kurse knapp 200 Hektar Ackerfläche (entspricht 280 Kunstrasenplätzen) und betreiben den viel-leicht modernsten Ausbildungs- und Versuchsstall Europas. Ich freue mich, euch im Rahmen eines kleinen Ausfluges in unsere Nachbargemeinde die vielfältigen Facetten der Landwirtschaft näherzubringen.»

Simon Binder hat an der ETH Zürich Agrarwissenschaften studiert und leitet neben seiner Beratungstätigkeit am Strickhof in Lindau als Fachspezialist für Pflanzenschutz seinen eigenen landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit Acker- und Futterbau.

 

DER BAUERNHOF, DER EIGENTLICH KEINER IST

Ueli Voegeli, Strickhof-Direktor, hiess die versammelten Mitglieder des Stadtrates und des Stadtparlamentes in einer grossen Halle mit der Aufschrift «Forum» willkommen, bevor Raphael Bernet und Christoph Jenni, die gemeinsam die Bereiche Pflanzenbau und Tierhaltung leiten, die Schar auf einen Rundgang durch das weitläufige Gebiet mitnahmen. «Was Sie hier sehen, sind im engeren Sinne fünf Bauernhofbetriebe, die aber eigentlich gar keine sind», klärt Jenni im breiten Berner Dialekt auf. «Wir arbeiten hier eng mit der Forschung zusammen fühlen uns aber der Praxis verpflichtet», umreisst Jenni die Strickhof'sche Zielsetzung. «Wenn Professoren und Lernende gemeinsam im Stall in der Sch… stehen und dasselbe Problem lösen müssen, kommunizieren sie auf Augenhöhe», fasst Bernet zusammen. Und: «Bei all seinen Aktivitäten lässt sich der Strickhof immer von seiner Strategie 'vom Feld auf den Teller' leiten.»

 

VON TIEREN UND TRAKTOREN

Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier, in den Stallungen ausgerüstet mit Hygieneschutz, besichtigen technische Anlagen, erfahren über digitale Hightech-Methoden und verfallen den verträumten Blicken von Kälbern, Alpakas, Pferden und Ferkeln. In den Viehstallungen erklärt Jenni: «Aktuell forschen wir an Methoden, wie der Methanausstoss bei Vieh reduziert werden könnte».

Vor einem Ungetüm von Traktor bleibt die Gruppe stehen: «Gesamtgewicht 9 Tonnen - Wert Fr. 400'000.-», fasst Bernet die Fakten zusammen. In den Köpfen einiger Mitglieder dürften jetzt wohl Erinnerungen an Bubenträume aufgeflammt sein - und drum muss auch ein Probesitzen drinliegen. Auch Pilotin Annina Annaheim, die sich schweres Gerät gewöhnt ist, nimmt auf dem 'Driving Seat'-Platz. «Nicht ganz wie ein Airbus, aber fast!».

 

PIZZA UND ZAUBEREIEN

Den Abend lassen die Illnau-Effretiker Politikerinnen und Politiker bei einem Pizzaplausch im «Da Zia Maria» in Effretikon ausklingen. Das eine oder andere Mitglied staunte dabei nicht schlecht über die Zauberkünste von Jungtalent Fabienne Walz, Preisträgerin des städtischen Jugendförderpreises, als diese im Nu Rubikwürfel löste, verbundene Ringe von einander löste und Spielkarten auftauchen und verschwinden liess.

Verabschiedet und verdankt wurden die Dienste von Lukas Bosshard, SVP, der per Ende März aus dem Parlament austritt.

 

 

https://www.youtube.com/watch?v=XyS-0o-vYhY